Die Wahrheit über den Elefantenmenschen
Weltpremiere einer Freak-Show
Neu geschrieben und interpretiert
auf der Basis der historischen Quellen von
Michael Hewel
"Ich bin kein Tier - ich bin ein menschliches Wesen!"
Zwischen Traum und Trauma führte John Merrick, genannt der "Elefantenmensch" Ende des 19. Jahrhunderts in England ein
kurzes, schweres Leben, das die Phantasie der Theater- und Drehbuchautoren immer wieder fasziniert und beeindruckt hat, am bekanntesten
vielleicht in dem Film von David Lynch aus dem Jahr 1980. Auf der Basis der historischen Quellen hat der Karlsruher Autor und Regisseur
Michael Hewel nun seine Version des Stoffs geschrieben und inszeniert, die am 12. September 2002 ihre Uraufführung im Jakobustheater hatte.
Unvorstellbar mißgebildet und körperbehindert, ist Merrick anders als wir, grundlegend anders. Das Andere macht uns
immer zu schaffen, wir schwanken zwischen Mitleid, Ekel und Angst. Letztendlich fühlen wir uns überlegen. Elefanten aber sind sch
öne, starke und sehr sanfte Tiere. Der Elefantenmensch hatte seinen Frieden mit sich und der Welt gemacht. Trotz ungeheurer Qualen,
Schmerzen, Demütigungen und Erniedrigungen war er freundlich und liebenswert, frei von Zynismen oder Ressentiments, bat
nie um etwas, beklagte sich nie. Er hatte keine Zukunft und keine Hoffnung, aber er sagte von sich selbst: "Jede Stunde meines Lebens bin ich
ein glückliches Wesen." Seit jeher assoziieren wir den Begriff der Wahrheit mit dem der Schönheit. John Merrick bringt diese Vorstellung in uns
ins Wanken. Er sieht die Welt mit den Augen eines Kindes und den Leidenschaften eines erwachsenen Mannes. Sein Leben ist eine geheimnisvolle
und uneingeschränkte Liebeserklärung an die menschliche Existenz, ist eine Parabel über Normalität und Krankheit, über Gesundheit und Toleranz,
über das Individuum und die Gesellschaft, über den Zusammenhang von äußerer Schönheit und dem dunklen inneren Zustand der menschlichen Natur.